* 16.12.1786 in Ditzingen
† 12.03.1872 in Stuttgart
Als Sohn einfacher Schuhmachersleute geboren, erhielt Konrad Kocher eine Ausbildung als Lehrer, der Hilfslehrerstellen in Schönaich und Esslingen folgten.
1805-1812 lebte Konrad Kocher in St. Petersburg, wo er sich durch Musikunterricht ernährte. Auf Anregung des Komponisten Muzio Clementi und dessen Schüler Alexander Klengel und Ludwig Berger absolvierte Konrad Kocher dort ein Musikstudium, vertieft durch eine Ausbildung in Klavier, Orgel und musiktheoretischen Fächern.
Nach seiner Rückkehr nach Württemberg lebte er in Stuttgart, lediglich unterbrochen von einem Studienaufenthalt in Rom 1819-1821.
In Stuttgart war er Organist an der Stiftskirche, von 1849 bis 1865 dort Musikdirektor. Er erhielt zahlreiche Ehrungen. Konrad Kochers Bestrebungen galten der Einführung eines vierstimmigen Gemeindegesangs in der evangelischen Kirche und der Etablierung alter Choräle (Einfluss des russischen Domchors zu St. Petersburg und der Chormusik unter dem päpstlichen Kapellmeister Giuseppe Baini in Rom). Die Orgelmusik sollte beim Gesang in den Hintergrund treten. Er verfolgte dabei den Grundsatz, dass die Choräle im einfach diatonischen Satz ohne Dissonanzen geschrieben sein sollten. Kochers Reformen erwiesen sich angesichts berechtigter Kritik als nicht realisierbar; besonders seine Vorliebe für den alten Choral fand kein Verständnis. Bleibende Wirkung hinterließ Konrad Kocher durch die Initiierung von Vereinen für Kirchengesang und die Förderung des Schulgesangs.